Cerf Berr
(1726–1793)

Cerf Berr (auch Naphtali Ben Dov Berr) von Medelsheim wurde um 1726 in Médelsheim (heute Saarland) geboren, sein Vater war Kaufmann. Er starb am 7. Dezember 1793 in Straßburg. Nach seiner Heirat mit Julia (Jüttel) Weyl aus Bischheim ließ er sich dort nieder. Er gehörte zu den damals bedeutendsten Hofjuden in Frankreich, war (auch dank seines Vaters Beer Hertz, auch Dov Beer genannt) wohlhabend (er war u.a. Lieferant für die Armee) und einflussreich. Er war vom Leibzoll befreit und durfte sogar umfangreichen Grund- und Immobilienbesitz in Straßburg und Paris erwerben. Als erstem Juden im Elsass verlieh ihm 1775 König Ludwig XVI. die französische Staatsangehörigkeit. Er galt als Vorkämpfer der französischen Juden für Gleichberechtigung und bürgerliche Freiheiten. Sein größtes Anliegen war die Verbesserung der Situation der Juden im Elsass. Mit erheblichen Mitteln hatte er die Juden 1784 im Elsass vom Leibzoll befreit.

Cerf Berr stand mit dem deutsch-jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn in Kontakt. Ein verwandtschaftliches Netzwerk war ihm wichtig. Zwei seiner Söhne wurden angesehene Bankiers. Der (Opern-)Komponist Giacomo Meyerbeer war sein Neffe.

Cerf Berr gründete eine Stiftung, um die religiöse jüdische Tradition durch ein weiteres Lehrhaus und Häuser, die der Unterbringung der Studenten dienten, zu fördern. Die Stiftung trug auch Vorsorge für die Heirat junger Mädchen und unterstützte Eltern von Talmudschülern. David Sinzheim und Abraham Auerbach waren maßgeblich am Aufbau der Talmudschule (Lehrhaus) beteiligt.

Die Revolutionswirren trafen auch Cerf Berr. Er wurde in Straßburg verhaftet und inhaftiert. Im Dezember 1793 starb er in seinem Haus in Straßburg. Seine Hoffnung auf Änderung der Lage der Elsässer Juden hatte sich nicht erfüllt.

Bild:
Cerf Berr 1726–1793, unbekannter Maler,
© CC BY-SA 2.0 fr https://en.wikipedia.org/wiki/Herz_Cerfbeer_of_Medelsheim#/media/File:Cerf_Berr_f3884737.jpg

https://en.wikipedia.org/wiki/en:Mus%C3%A9e_historique_de_Strasbourg