IV. Stationen Jüdischer Geschichte in Deutschland
1939

1. Januar: Verbot von selbstständiger Handels- und Handwerkstätigkeit; Juden müssen ihren Vornamen „Israel“ bzw. „Sara“ hinzufügen
30. Januar: Hitler verlangt im Kriegsfall „Die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“
21. Februar: Schmuck (außer Eheringen) muss zwangsverkauft werden
30. April: Fristlose Kündigung jüdischer Mieter, Beginn der Ghettoisierung
1. September: Mit dem deutschen Überfall auf Polen beginnt der Zweite Weltkrieg
23. September: Rundfunkgeräte müssen abgeliefert werden

1940

29. Juli: Fernsprechanschlüsse werden zum 30. September gekündigt
21. September: Einrichtung besonderer Luftschutzräume für die jüdische Bevölkerung

1941

19. September: Ab Vollendung des 6. Lebensjahres wird das Tragen von „Judensternen“ auf der Kleidung Pflicht
10. Oktober: Kein Verlassen des Gemeindewohnbezirks ohne polizeiliche Erlaubnis
26. Dezember: Keine Benutzung öffentlicher Fernsprechstellen

1942

10. Januar: Ablieferung von Pelz-und Wollsachen
20. Januar: Wannsee-Konferenz zur Organisation der „Endlösung der Judenfrage“; in dieser Zeit sind die Deportationen bereits angelaufen
15. Mai: Verbot der Haustierhaltung
7. Juli: Verbot von Warteräumen, Gaststätten und Verkehrsbetrieben; alle jüdischen Schulen werden geschlossen 
18. September: Einschränkung des Bezugs von Lebensmitteln: keine Fleisch-, Milch- und Raucherkarten, kein Weißbrot; keine Kleiderkarten, keine Mangelware
23. Oktober: Verbot der Auswanderung aus Deutschland und besetzten Gebieten

1943

1. Juli: Juden wird jeglicher richterliche Schutz entzogen

Von den ursprünglich 500 000 Juden, die 1933 in Deutschland leben, gelingt etwa der Hälfte die Auswanderung oder Flucht; etwa 165 000 werden Opfer der Shoah. 1945 haben etwa 5 000 bis 9 000 Juden in der „Illegalität“ überlebt, 14 000 durch „Misch-Ehen“. Etwa 8 000 bis 9 000 überleben die Todesmärsche.
In den DP-Camps (Displaced Persons) gibt es ca. 15 000 deutsche Juden.
In den 1950er- und 1960er-Jahren leben etwa 20 000 bis 30 000 Juden in Deutschland. Viele sind alt oder krank und können bzw. wollen nicht mehr auswandern. Ein großer Teil von ihnen ist osteuropäischer Herkunft. Diese Menschen entwickeln allmählich wieder ein jüdisches Gemeindeleben in Deutschland. Bis zur politischen „Wende“ 1989 beträgt die Zahl jüdischer Menschen in Deutschland etwa 27 000.
Danach steigt die Zahl auf etwas über 100 000 durch Zuzug aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion an. Neue Gemeinden entstehen, Synagogen werden gebaut, jüdisches Leben in Deutschland differenziert sich wieder.