Köln – Jawne

Köln hat eine mehr als 1700 Jahre alte jüdische Geschichte und die Jawne.

In Köln befand sich eines der wichtigsten Zentren des orthodoxen Judentums im Rheinland. An der St.-Apern-Straße entstanden ab 1884 eine Synagoge, ein Lehrerseminar, eine Volksschule und zuletzt (1919) ein privates jüdisches Reform-Realgymnasium, die Jawne. Es war damals das erste und für fast ein Jahrhundert das einzige jüdische Gymnasium im Rheinland. Zu den Gründern gehörten berühmte orthodoxe Rabbiner wie Dr. Emanuel Carlebach und Dr. Benedikt Wolf. Diese Schule sollte die jüdische Identität der Schüler/-innen stärken, weswegen auf Kenntnis jüdischen Wissens und jüdischer Tradition – neben anderen Fächern, wie in jeder Schule – besonderer Wert gelegt wurde.

Dr. Erich Klibansky, der ab 1929 das Gymnasium leitete, wollte bewusst eine „Ghettosituation“ der Schule vermeiden. Nachdem jüdische Kinder wegen der „Rassentrennung“ nicht mehr in öffentliche Schulen gehen durften, kamen jüdische Kinder auch aus Bonn, Wuppertal, Düsseldorf und sogar aus dem Ruhrgebiet in die Jawne. Doch 1941 musste das Gymnasium als „Höhere Schule“ die Arbeit einstellen. Im Herbst begannen die Deportationen, Flucht war nun nicht mehr möglich. Aber es gibt auch die Geschichte der „Kindertransporte“4, die mit diesem Ort verbunden ist. Dr. Klibansky gelang es im Jahr 1939, dass insgesamt ca. 130 Schüler/-innen mit Kindertransporten nach England gebracht wurden. Er selbst konnte sich mit seiner Familie nicht mehr retten.

Während des Krieges zerstörten Bomben das Gebäude, später wurden die Ruinen abgerissen. Einzig ein Baum blieb erhalten, eine Kastanie, die auf dem damaligen Schulhof stand. Sie gilt als das einzige Zeugnis am Ort des ehemals so bedeutenden Zentrums des Judentums in Köln und im Rheinland. Heute gibt es eine kleine Gedenkstätte am historischen Ort, neben der Kastanie und dem „Löwenbrunnen“. Die Dauerausstellung dokumentiert nicht nur die kurze Geschichte dieses jüdischen Gymnasiums, sondern vor allem Erinnerungen und Lebensschicksale von Schülerinnen und Schülern.

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