I. Stationen Jüdischer Geschichte in Deutschland
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Erste schriftliche Erwähnung einer jüdischen Gemeinde in Köln
9. – 11. Jh
Karl d. Gr. holt Rabbiner nach Frankreich und Deutschland;in Mainz entsteht die erste jüdische Akademie für das Tora- und Talmudstudium; hier und in Worms studiert der bedeutendste Talmudinterpret: Raschi (Rabbi Schlomo ben Jizchak aus Troyes);
Privilegien für die Juden in Speyer und Worms durch Kaiser Heinrich IV.
27.11.1085
Papst Urban II. ruft zum Kreuzzug auf
Folge: Verheerende Judenverfolgungen, Auslöschung ganzer jüdischer Gemeinden am Rhein, Beginn der Auswanderung aus westeuropäischen in osteuropäische Länder
1215
Die kirchliche antijüdische Gesetzgebung wird erneuert und verschärft.
1236
Der Begriff „Kammerknechte“ taucht auf (Privileg Kaiser Friedrich II.); ein Jahr zuvor kommt es in Fulda zur ersten Ritualmordbeschuldigung gegen Juden.
1348 – 1350
Pestpogrome gegen Juden in ganz Europa (Vorwurf der Brunnenvergiftung)
15. – 16. Jh.
Vertreibung der Juden aus den meisten deutschen Städten; Entstehung des deutschenLandjudentums; Auswanderungen (vor allem nach Polen)
1517
Reformation: Martin Luthers Thesen; Hoffnung vieler Juden auf (Mit-)Befreiung; Luthers Hoffnung auf Bekehrung der Juden wird enttäuscht und schlägt in Hass um: „Von den Juden und ihren Lügen“; Luthers antijüdische Schriften führen angeklagte Nazis später zu ihrer Verteidigung an.
1648
Eingeschränkte, personenbezogene Privilegien für Juden und Beginn des Aufstiegs als „Hofjuden“ (Beispiel: Josef Süß Oppenheimer, 1698 – 1738; spätere Vorlage für den NS-Propagandafilm „Jud Süß“)
1729 – 1786
Moses Mendelssohn, toratreuer Jude, deutscher Aufklärer und Philosoph, enger Freund Lessings (dessen „Nathan der Weise“ hat Züge Mendelssohns)
1789
Französische Revolution; leitet die allmähliche bürgerliche Gleichstellung ein; mit der Emanzipation der Juden (Haskala – Aufklärung) entsteht das Reformjudentum; der „Verein für Kultur und Wissenschaft der Juden“ wird in Berlin gegründet
1871
Staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden im Deutschen Kaiserreich (trotz zeitweiliger Rückschläge nach der gescheiterten Revolution 1848); 1872 Gründung der (liberalen) „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ (hier lehrte später bis zur Zwangsschließung 1942 Rabbiner Dr. Leo Baeck)